Entscheidend ist die Klärung der bereits eingetretenen Schäden am Kieferknochen bzw. die Einschätzung des zu erwartenden Krankheitsverlaufs. Dazu werden sämtliche Zahnfleischtaschentiefen gemessen, der PSI Code erhoben, Röntgen-aufnahmen angefertigt, ggf. Gipsmodelle erstellt bzw. bakterielle Tests durchgeführt. Sinnvoll ist auch Familienmitglieder zu untersuchen bzw. bei Bedarf zu behandeln, da eine gegenseitige Ansteckungsgefahr mit Bakterien häufig besteht. Therapie: Das primäre Ziel ist die Elimination der krankheitsverursachenden Bakterien aus den Zahnfleischtaschen bzw. der Mundhöhle. Dabei haben sich folgende Schritte bewährt, deren konsequente Einhaltung für den Therapieerfolg entscheidend sind. 1.) Vorbehandlung a) Aufklärung des Patienten über individuelle Ursachen, Vermittlung der nötigen Mundhygienetechniken und Pflegehilfsmittel, sinnvoll: Rauch-Entwöhnung b) Professionelle Zahnreinigung mittels Pulverstahlgerät, eine schmerzfreie, wichtige Maßnahme zur Entfernung sämtlicher Beläge, Plaque, Zahnstein von den Zahnoberflächen, auch nach der Zahnfleischbehandlung regelmäßig durchzuführen. 2.) Wurzelreinigung: gründliches Entfernen der bakteriellen Beläge und Konkremente/Ablagerungen aus den Zahnfleischtaschen unter lokaler Betäubung, möglichst in kurz aufeinander folgenden Behandlungssitzungen um Reinfektionen zu vermeiden. Zum Einsatz kommen Ultraschall und Handinstrumente zur Reinigung der Wurzeloberflächen. 3.) In manchen Fällen kann eine zusätzliche Antibiotikatherapie (Antibiose) angezeigt sein, entweder in Tablettenform, oder lokal in die Zahnfleischtasche eingebracht. 4.) Bei besonders tiefen Taschen oder freiliegenden Wurzeln können chirurgische Maßnahmen (Lappenoperation) notwendig werden, deren Umfang erörtert werden muß. 5.) In speziellen Fällen ist auch der Wiederaufbau verlorengegangenen Stützgewebes möglich und sinnvoll, die sogenannte gesteuerte Geweberegeneration (GTR), eine sehr moderne Therapieform um die Prognose einzelner Zähne oder ganzer Kieferabschnitte zu verbessern. Siehe auch "Regeneration" 6.) Stark gelockerte Zähne müssen ggf. durch Schienung stabilisiert werden. 7.) Erhaltungstherapie: nur lebenslange regelmäßige Kontrollen, gründliche Mundhygiene und mindestens 2x jährliche professionelle Zahnreinigung können das Wiederauftreten der Parodontitis vermeiden. Weitere Maßnahmen um den Körper vor schädlichen Einflüssen zu schützen: regelmäßige Mineralstoff- und Spurenelementsubstitutionen, Schwermetallausleitung (Amalgamentfernung), psychischer Ausgleich und Streßabbau. Dauer der Behandlung : Der erste Schritt 1.) + 2.) haben bei guter Mitarbeit der Patienten ca. 4-6 Wochen Zeitbedarf. Sich daran anschließende Behandlungsschritte nach den Punkten 4.) - 6.) können nur ganz individuell, sowohl vom Behandlungsumfang sowie des Behandlungszeitpunktes geplant werden. Die Erhaltungstherapie nach Punkt 7.) ist sinngemäß nicht befristet. Prognose: ist in erster Linie abhängig von der Mitarbeit des Patienten und vom Stadium der Parodontitis. Allgemein sind die Erfolgsaussichten vor allem im Bereich der vorderen Zähne ausgezeichnet, aber auch Backenzähne können bei entsprechendem Aufwand über einen erheblichen Zeitraum stabilisiert werden. In einigen wenigen Fällen allerdings kommt jede Hilfe zu spät, d.h. es müssen mitunter stark befallene Zähne entfernt werden. In diesem Fall empfiehlt sich die zügige Versorgung der Lücken mit Zahnimplantaten um einen weiteren Kieferknochenschwund vorzubeugen und das Kauvermögen bzw. die Ästethik wieder herzustellen. Kosten: Private Versicherungen und Private Zusatzversicherungen tragen Kosten auch komplizierter Behandlungen meist in voller Höhe. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen nur die Wurzelreinigung, Schienung sowie die Antibiose. Ein individueller Heil- und Kostenplan sollte vor jeder Parodontaltherapie erstellt und erörtert werden. Infos: www.dgzmk.de, www.dgparo.de, www.perio.org Ihr Praxisteam Dres. Keilinger
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